Dr. Volker Buddrus

Übung: Zuhören beim Erkundungsprozess

Die bisherige didaktische Unterstützung

Bisher hat die Person in der Zuhörerrolle die Person im Erkundungsprozess durch Rückfragen unterstützt bis geleitet. Dies war jedoch nur aus didaktischen Gründen erforderlich, soweit Unklarheiten über die Wahrnehmungsbereiche des Erkundungsprozesses auftraten oder der Prozess ins Stocken geriet.

Die didaktische Hilfe durch Rück- und Nachfragen ist jedoch nicht Ziel der Zuhörerrolle. Ziel ist, einen fördernden Kontext für die Person abzugeben, die einen Erkundungsprozess durchführt.

Was ist ein fördernder Kontext?

Die Teilnahme am Erkundungsprozess einer anderen Person hat Auswirkungen auf deren Prozess. Du wirkst – ob Du willst oder nicht - durch Dein Sein, Dein So-Sein, auf mehreren Ebenen auf das Feld des Erkundenden ein. Du bist ihr oder sein Kontext.

Auf der Ebene der Persönlichkeitstruktur wirkst Du durch Deine Rückfragen und Anregungen als Persönlichkeit auf die Persönlichkeit ein. Beide Persönlichkeiten reagieren miteinander und befinden sich in einer Interaktion.

Auf der Ebene der Körpersprache wirkst Du ebenfalls als Persönlichkeit auf die andere Persönlichkeit ein, auch wenn Du keine Rückfragen stellst und auf Anregungen verzichtest. Nur ist diese Einwirkung subtiler, denn Du zeigst Deine Reaktionen wie Freude und Zustimmung oder Erschrecken, Abweht und Ekel in einer analogen Weise.

Auf der Ebene eines psychologischen oder Quantenfeldes nimmst Du Einfluss auf die subtilen Wahrnehmungen Deines Gegenübers, ihr spielt weiterhin Ping Pong.

Du bist dann ein fördernder Kontext, wenn Du offen gegenüber den Prozessen und Ergebnissen Deines Gegenübers bist. Soweit Du in Deiner Persönlichkeitsstruktur bist, kannst Du gar nicht offen sein, denn Du hast schon lange wirkende Wahrnehmungs- und Reaktionsmuster.

· Wenn Du selber im Sein bist, bist Du am förderlichsten. Doch das liegt nicht in Deiner Hand.

· Wenn Du von Deinen Vorlieben disidentifiziert bist, dann bist Du zugleich offen gegenüber dem Verhalten der anderen Person. Identifiziert bist Du, wenn Du eine bestimmte Position einnimmst, wenn Du wertest, etwas für wahr, richtig oder falsch hältst.

· Wenn Du einen unbestimmten Prozess erwartest, dann können keine Erwartungen enttäuscht werden.

Wege, um zu einem förderlichen Kontext zu werden

Um dieses zu erreichen können mehrere Wege hilfreich sein. Du wirst im Prozess des Zuhörens vermutlich immer wieder auf einen dieser Wege zurückkommen müssen. Und dieses Seinszuhören braucht Übung.

· Du nimmst die andere Person so wahr, als ob Du sie das erste Mal im Leben siehst, mit ihr zu tun hast. Wenn alles in der Interaktion frisch und neu ist.

· Du staunst über das, was kommt, wie ein kleines Kind.

· Jedes mal, wenn Du wahrnimmst, wie Du eine eigene Position zu dem einnimmst, was die erkundenden Person ausdrückt, Du also auf sie reagierst, mach Dir klar, das dies Deine Position ist, die nichts mit dem zu tun hat, was die andere Person erlebt.

© Dr. Volker Buddrus