Dr. Volker Buddrus

 

 

Übungen zur Ausbildung des Willens

 

 

60 Tage-Übung

 

Führ die folgende Übung über einen Zeitraum von 60 Tagen jeden Tag einmal durch und notier Deine Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Übung am gleichen Tag in Dein Lerntagebuch.

Wähl eine der folgenden Tätigkeiten aus, entscheide Dich bewusst dafür und bekräf­tige Deine Entscheidung. Bleib die ganze Zeit bei dieser Tätigkeit:

   Tu etwas, was Du noch nie getan hast.

   Jeden Tag etwas in Zeitlupe tun.

   Tu etwas, was Du tust, genau fünf Minuten länger, auch wenn Du müde bist oder lieber etwas anderes tun möchtest.

   Sag nein, wenn es richtig ist, nein zu sagen, aber leichter, ja zu sagen.

   Verschieb eine Handlung, die Du gerne tun würdest oder führe etwas aus, was Du gerne verschieben würdest

   Such Dir eine Übung, auch wenn Du meinst, sie wäre sinnlos.

   Entfern jeden Tag etwas aus Deinem Leben was überflüssig ist.

    Tu jeden Tag etwas, als würdest Du es das letzte Mal in Deinem Leben tun.

 

Erkenntnisfragen:

Welche Tätigkeit hast Du warum ausgewählt? Welchen Bezug hat Deine

Wahl zu Deinem Engagement in der Willensbildung, Deinem eigenen Anforde­rungsni­veau, Deiner Bequemlichkeit?  Welche Teilpersönlichkeit, welcher Persön­lichkeitsaspekt war vermutlich vorrangig an der Auswahl beteiligt und welche Hin­weise gibt Dir dies über Deine Motivation zum Umgang mit dem Willen? Welche Widerstände tauchen, tauchten während der Durchführung auf und wie bist Du da­mit umgegangen? Was hast Du gemacht, falls Du die Durchführung vergessen hat­test? Welche Gedanken und Gefühle stellten sich ein? Wie bist Du die Fortsetzung angegangen?

 

"Sinnlose Übungen"

 

Vorbemerkung:

Diese Übungen sind so ausgewählt, dass sie keinen anderen Sinn ha­ben, als den Willen zu schulen. Dies, damit nicht andere Zwecke bei der Übung in den Vordergrund treten und die dann auftretenden Erlebnisse vielleicht fälschli­cherweise mit dem Willen verbunden werden. Wenn ich mit z.B. vornehme, pünkt­lich zu sein, so kann dies eine Übung des Willens darstellen. Da jedoch viele Zwecke existieren, pünktlich zu sein, so kommt leicht eine andere Motivation in den Vor­dergrund, etwa mein schlechtes Gewissen, weil ich vielleicht oft unpünktlich bin. Dann nehme ich mir vor, pünktlich zu sein und mache meinen Willen verantwortlich, wenn ich das nächste Mal meinem inneren Normgeber, meinem Gewissen nicht ent­spreche. Um nichts als den Willen - und nur ihn - zu stärken, sind daher Übun­gen nützlich, die sich mit keiner anderen Motivation verbinden lassen. Da der Wille zu­nächst nicht so bewusst ist, erscheinen diese Übungen dann zunächst als sinnlos und zie­hen leicht Widerstand auf sich. Kennzeichen für eine erfolgreiche Ausübung des Willens ist, dass sich nach der Übung ein Gefühl der Freude einstellt.

 

"1. Wiederhole ruhig und laut "Ich will das tun" und schlage mit einem Stock oder Lineal in rhythmischen Bewegungen fünf Minuten lang den Takt dazu.

2. Gehe in einem Zimmer hin und her und berühre fünf Minuten lang jedes Mal z.B. ein bestimmtes Fenster und eine Uhr auf dem Kaminsims.

3. Höre dem Ticken einer Uhr oder Armbanduhr zu und mache bei jedem fünften Ticken eine bestimmte Bewegung.

4. Steige dreizigmal auf einen Stuhl hinauf und herunter.

5. Lege sehr langsam und mit Bestimmtheit hundert Zündhölzer oder Papierstück­chen in eine Schachtel." (Assagioli 1987, 44)

 

 

© Dr. Volker Buddrus