Dr. Volker Buddrus

 

 

Motivationen für den Erkundungsprozess

 

Die Motivation ist wichtig, weil sie das Ergebnis der Erkundung mit bestimmt. Wie Du in den Wald hineinrufst, so klingt es zurück.

 

 

Engführende Motivationen:

Meistens stört Dich ein Phänomen und Du lässt Dich auf einen Erkundungsprozess ein, um dies Phänomen los zu werden. Ein Phänomen, d.h. eine Erscheinung, ist etwas, was wahrgenommen wird. Das kann ein Gefühl sein, eine Empfindung, ein Gedanke, ein Glaubenssystem, eine Situation, ein Kontext usw. Du willst z.B. eine quälende Erinnerung loswerden, oder in bestimmten Situationen anders reagieren o.ä.

Oder Du willst irgendwo hin, wo Du nicht bist, z.B. willst Du erleuchtet sein oder zumindest Seinserfahrungen machen. Dies ist so ähnlich wie eine Störung, nur weißt Du hierbei schon was anstelle des störenden Zustandes sein soll.

Bei beiden Motivationen wird der Erkundungsprozess dadurch eingeschränkt, dass nur bestimmte Ergebnisse sein sollen, entweder soll die Störung erkannt und weg sein, oder es soll der Zielzustand erreicht sein. Beide Motivationen sind nicht schlecht, sie sind nur engführend. Denn es kann sein, dass das, was während der Erkundung erkannt wird, ganz woanders zu suchen ist, als im Areal der Wirklichkeit, der von den Scheinwerfern der Motivationen erfasst wird.

 

Beispiel aus dem Bereich der Persönlichkeitsstruktur: Du empfindest ein Gefühl der Sehnsucht. Du suchst bei Liebe oder Sex. Das Du zum Sein gelangst, wird dann eher unwahrscheinlich.

Beispiel aus dem Seinsbereich: Du empfindest ein quälendes Gefühl der Leere oder Sinnlosigkeit. Du erwartest, dass Du den Seinszustand der Fülle erfährst. Dann wirst Du evtl. eine Raumerfahrung nicht als angemessenes Ergebnis anerkennen.

 

Dennoch wirst Du zunächst von diesen Motivationen ausgehen, weil Du (d.h. Deine Persönlichkeitsstruktur) ja schließlich mit der Erkundung etwas erreichen will. Dann Zeit ist kostbar und die Erkundung ist ein Aufwand.

 

Weiterführende Motivation

Der Erkundungsprozess funktioniert am besten, wenn Du neugierig bist, was sich hinter einem Phänomen verbirgt. Wenn Du dem Phänomen auf den Grund gehen willst, wie ein Wissenschaftler, der wissen will, was hinter den Erscheinungen steht. Du bist dann „neugierig“, wenn Du gierig auf etwas Neues bist. Ein Grund, weshalb Du gierig bist, ist, dass Du annimmst, hinter dem Phänomen steckt noch mehr Sinn, als wenn Du das Phänomen für sich allein betrachtest.

Das Phänomen ist einfach da, und Du kannst daran interessiert sein, warum es da ist. Die Warum-Frage enthält schon die Vermutung, dass das Phänomen nicht einfach allein so da ist, sondern dass da ein Kontext ist, in dem das Phänomen noch mehr Sinn macht, als wenn Du es allein für sich betrachtest. Die Warum-Frage bringt Dich aus dem Bereich des schon Gewussten, aus dem Bereich des bekannten Wissens heraus, vielleicht in neues Wissen.

Wenn Du den Erkundungsprozess aus Neugierde durchführst, erhältst Du am wahrscheinlichsten tiefe Einsichten und Zugänge zum Sein.

 

 

Also: Warum willst Du jetzt wissen?

 

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© Dr. Volker Buddrus