Dr. Volker Buddrus

 

 

Entwicklungsdimensionen im Seminar „Rückwege ins Sein“

Persönlichkeitsentwicklung, Selbstentwicklung, Selbstverwirklichung -

 

 

Warum machen wir das, was wir im Seminar machen? Und was machen wir dabei?

Die folgenden Konzepte sollen Dich bei der Einordnung der vielfältigen Anregungen unterstützen.

 

Auf welchen Ebenen arbeiten wir?

 

Bewusstseinszustände

Ein Bewusstseinszustand ist die Art und Weise, wie wir bewusst sind. Wir unterscheiden Bewusstseinszustände voneinander durch die Eigenschaften, die wir wahrnehmen können.

Im Seminar konzentrieren wir uns vor allem auf drei Bewusstseinszustände: Persönlichkeit oder Konsensus-Bewusstsein, alternative Bewusstseinszustände, Sein. Nur am Rande befassen wir uns mit extremen Bewusstseinszuständen, da diese manchmal so ähnlich erscheinen wie Seinszustände.

 

Bewusstseinszustand Persönlichkeit

Die Persönlichkeit ist ein besonderer Zustand des Wachbewusstseins, der von uns jedoch wegen seiner Vorherrschaft nicht in seiner Besonderheit erkannt wird. Er wird stattdessen als „normal“, „selbstverständlich“ und als „gewöhnlich“ eingeschätzt. Ich bin wach, ich bin bewusst – das ist zunächst für mich die Realität. In unserer Kultur besteht ein Konsens darüber, dass dies das Normal ist, daher auch die Kennzeichnung als Konsensusbewusstsein. Die Kinder müssen diesen Zustand erst erlernen. Sie beginnen mit ohne Bewusstsein, entwickeln dann ein Seinsbewusstsein und erst später das Konsensusbewusstsein.

 

Objekt-Beziehungsmuster

Dieser Zustand wird deshalb von mir als „Persönlichkeit“ benannt, weil er eine Besonderheit enthält, die gewöhnlich unbewusst verbleibt. In diesem Wachzustand ist eine dreiteilige Struktur eingezogen, die erstens aus dem „Ich“ und zweitens aus dem, was vom Ich wahrgenommen wird, was dem Ich gegenübersteht, dem „Objekt“ der Wahrnehmung, sowie drittens aus der „Beziehung“ zwischen den Ich und Objekt besteht. Wenn ich gewöhnlich wach bin, dann nehme ich alles durch den Filter dieser Struktur wahr. Beispiele: „Ich gähne“ – also ist ein Ich in Beziehung mit gähnen, „Ich rede – mit mir, zu mir oder zu anderen“ – also ist ein Ich in Beziehung mit Reden usw. Diese Struktur, dieses „Dreierpack“ wird psychologisch auch „Objekt-Beziehung“ genannt.

Wir deuten das Ergebnis der durch diese Struktur, der durch diesen Filter zustande kommende Wahrnehmung als Realität, weil eine unabhängige Wahrnehmung nicht möglich erscheint. Ein blinder Mensch kann die Realität nicht „sehen“. Wir können gewöhnlich eine ungefilterte Realität nicht wahrnehmen.

Beispiel: Kinder sind neugierig und wollen sich alles einverleiben oder in einer späteren Entwicklungsphase untersuchen. Wenn ein Kind das erste Mal einen Hund „einverleibt“ oder „untersucht“, bildet sich eine Objektbeziehung Ich-Hund-Gefühlsbeziehung heraus. Diese wird erinnert und gleich als Vorlage für einen weiteren Hundekontakt genommen. Hunde lassen sich gewöhnlich von kleinen Kindern viel gefallen. Doch nicht alle Hunde. Manche drohen oder beißen. Dann kann sich die Objektbeziehung zwischen dem Kind und dem Hund dramatisch verschlechtern. Dieses traumatische Erlebnis bestimmt dann als eine Objektbeziehung die nächsten Erfahrungen mit Hunden, oft ein Leben lang.

 

Diese zuerst gebildete Struktur, also das erste Erlebnis, wird erinnert. Je stärker der emotionale Gehalt des Bezuges, desto mehr wird schon das erste Erlebnis die prägende Objektbeziehung. Das nächste ähnliche Erlebnis bildet eine weitere Struktur, welche die erste verstärkt, differenziert oder abschwächt. Auf diese Weise bilden sich für ähnliche Erlebnisse, Situationen oder Kontexte Objekt-Beziehungshaufen, Komplexe, Muster. Diese Objektbeziehungshaufen nenne ich Persönlichkeitsmuster oder auch Teilpersönlichkeiten. Die vollständige Persönlichkeit kann als eine Ansammlung von Persönlichkeitsmustern gesehen werden.

 

Übung: Wie ist wohl dein Verhalten gegenüber Hunden zustande gekommen? Und versuch doch mal etwas bewusst zu erleben, was nicht durch diese Struktur vorgeformt ist.

 

Im Folgenden werden die drei Bestandteile der Objektbeziehung einzeln erläutert.

 

Bestandteil „Ich“

Durch das Ich wird unsere Ich-Identität bestimmt. Dadurch, dass mit Hilfe dieser Struktur jedes Mal ein „Ich“ vorkommt, gehen wir davon aus, das eine Konstante, nämlich ein immer gleich bleibendes „Ich“ seit wir denken können durch eine sich ständig veränderte Welt geht. „Ich“ bin scheinbar immer gleich obwohl wir durch unsere emotionalen Zustände und durch die verschiedenen Ichs beim Einnehmen unterschiedlicher Rollen wissen könnten, dass das „Ich“ nicht konstant, sondern an bestimmte Objektbeziehungen geknüpft ist. Eigentlich sind es verschiedene „Ichs“, „Identitätskerne“, die sich um Objektbeziehungshaufen herum gruppieren. Nur die Struktur als solche bleibt seit der Bildung der Persönlichkeit gleich.

Diese als Teil von Objektbeziehungen gebildete „Ich-Identität“ wird leicht mit einer anderen psychischen Struktur verwechselt, dem „teilnehmenden Beobachter“. Diese letztgenannte Struktur „beobachtet“ nur und ist nicht mit der emotionalisierten „Ich-Identität“ verbunden.

 

Bestandteil „Objekt“

Das Objekt ist für mich die jeweilige innere oder die äußere Realität.

Beispiel: Ich stoße mich an einem Tisch. Damit kommen die Objekte „Tisch“ und das, womit ich mich stoße, vielleicht ein Bein, die Hüfte oder anderes als in diesem Fall äußere Realität ins Bewusstsein.

Objekte können alles sein: Menschen, Tiere, Natur, Begriffe, Glaubenssysteme. Sie können als äußere Objekte oder als innere Objekte zugeordnet werden.

 

Bestandteil „Beziehung“

Die Beziehung zwischen „Ich“ und „Objekt“ ist im obigen Beispiel ein Schmerz. Dieser Schmerz wird als Gefühl kodiert, beim kleinen Kind als „Wut“ auf den Tisch, beim Erwachsenen als Unzufriedenheit oder Groll mit sich selbst oder mit anderen. In einer Objektbeziehung ist also stets ein Gefühl enthalten, das die Beziehung charakterisiert. Dies stimmt mit der Definition von Ulich überein: Ein Gefühl ist der Wie-bin-ich-Modus der Person-Umwelt-Beziehung. Wenn wir Emotionen als den gesamten gefühlsmäßigen Hintergrund auffassen, sind in den Emotionen der Anteil der Beziehungsmuster von Objektbeziehungshaufen gespeichert. Wir sprechen auch von den Einstellungen, die wir zu bestimmten Objekten entwickeln. Einstellung wird oft kognitiv verstanden. Doch eine Einstellung ist eine Gefühlsart.

In einer Metapher ausgedrückt ist die Beziehung wie der Klebstoff zwischen Ich und Objekt.

 

 

Alternative persönliche Bewusstseinszustände

Das Bewusstsein der Persönlichkeit kann mehr oder weniger klar sein oder getrübt. Jenseits einer bestimmten Grenze definieren wir den Bewusstseinszustand dann jedoch als Traum oder als „Trunkenheit“, wenn wir z.B. betrunken sind. Koma und Schlaf gelten vom Subjekt her nicht als Bewusstseinszustand, weil kein Ich wahrgenommen wird.

 

 

Extreme Bewusstseinzustände

Dies sind Zustände, in denen die Konstanz des teilnehmenden Beobachters nicht in Kraft oder gestört ist, wie bei psychotischen Zuständen. Dann verlieren wir den Kontakt zwischen den verschiedenen Ich-Identitäten und ein bestimmtes Objektbeziehungsmuster wird als ausschließliche Realität wahrgenommen. Extreme Bewusstseinszustände sind oft desorientierend, weil die Eingebundenheit in die Konsensusrealität fehlt. Die anderen sind dann „anders“, oft bedrohlich.

 

 

Bewusstseinszustand des SEINS

Das Sein ist ein Bewusstseinszustand mit einigen klar bestimmten Merkmalen. Er ist deutlich von anderen Bewusstseinszuständen zu unterscheiden. Das Sein ist in sich noch mehrfach untergliedert in mehrere Ebenen. Wir konzentrieren uns im Seminar zunächst nur mit der Ebene der Seinsqualitäten.

Das wichtigste Merkmal ist die Non-Dualität. Es wird nicht zwischen Ich und Objekt unterschieden. die Realität wird ohne den Filter der Objektbeziehung wahrgenommen. In diesem Bewusstseinszustand besteht in den ersten Ebenen weiterhin der teilnehmende Beobachter. Es werden Objekte wahrgenommen. Ein persönliches Sein kann wahrgenommen werden. Die Gefühle sind jedoch nicht mehr vorhanden. Ihre Funktion nehmen Seinsqualitäten ein.

 

 

woran arbeiten wir?

 

Nachdem die Bewusstseinszustände umrissen sind, kann deutlicher werden, wo wir im Seminar ansetzen. Wir arbeiten an der Persönlichkeitsentwicklung, an der Selbstentwicklung und an der Selbstverwirklichung. Im Folgenden werden diese Konzepte etwas erläutert.

 

 

Persönlichkeitsentwicklung

„Entwicklung“ heißt, dass etwas, was eingewickelt oder verwickelt vorhanden ist, entwickelt wird, ausgebreitet, zugänglich gemacht wird. Persönlichkeitsentwicklung heißt in unserem Zusammenhang, dass Persönlichkeitsmuster bewusst werden und deutlich wird, was dabei verwickelt ist. Die Verwicklung soll begradigt, geglättet, offen gelegt werden. Wir setzen bei der Persönlichkeitsentwicklung gewöhnlich nur dann an, wenn das jeweilige Muster nicht erfolgreich ist, mit anderen Mustern nicht zusammen stimmt und/oder in der Ausführung  Leiden mit sich bringt. Wenn ich mich zum Beispiel immer wieder an Autoritäten reibe, auch da, wo es nicht nötig wäre, dann bringt mir dieses, aus der frühen Auseinandersetzung mit meinen Eltern stammende Muster, Leid.

In der Persönlichkeitsentwicklung müsste ich dieses Muster entwickeln, zum Ursprung der ersten Objektbeziehung zurückgehen und den Grundstein für ein anderes Muster legen. Dieses Muster müsste dann eingeübt und anstelle des alten Musters eingesetzt werden.

Beim Muster „Umgang mit Hunden“ würde ich also meine Erlebnisse und meine Reaktionen im Umgang mit Hunden zurückverfolgen, verstehen und einen neuen Umgang mit Hunden einüben.

 

 

Selbstentwicklung

Den Begriff des „Selbst“ verwende ich bedeutungsgleich mit dem der Seinsentwicklung, um das persönliche Sein zu kennzeichnen. Dies ist die persönliche Identität im Sein. Sie entspricht der gleichen Erfahrungsdimension im Bewusstseinszustand des Seins wie das „Ich“ im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit. Das „Selbst“ ist der Identitätskern im Sein. Es ist die Erfahrung, dass unterschiedlichste Seinserfahrungen immer noch von „mir“ erlebt werden. Während zu Beginn der Selbstentwicklung viele unterschiedliche Erfahrungen von Seinszuständen oft zusammenhangslos nebeneinander stehen, ergänzen sich mit der Zeit Erfahrungen. Das Selbst, was ja immer schon vorhanden war, wird in seinem Zugang zu unterschiedlichen Seinserfahrungen „entwickelt“. Selbstentwicklung umfasst ein allmähliches Kennen lernen von unterschiedlichsten Dimensionen des Seins, von den Seinsqualitäten bis zu den Anfängen der Wahrnehmung der Unermesslichkeit des Seins.

Wenn Du zum Beispiel Erfahrungen mit Raum machst, so wirst Du allmählich ganz unterschiedliche Räume wahrnehmen und dabei mit „Raum“ vertraut werden. Du wirst nicht mehr erschrecken sondern eher staunen. Dein Selbst wird sich entwickeln.

Es kann sich so anfühlen, als ob Du nach Hause zurück kehrst und das Zuhause erkundest.

 

Selbstverwirklichung

Während die Selbstentwicklung im geschützten Raum von Meditation, Übungen und Seminar sowie Workshop passiert, heißt Selbstverwirklichung, dass Du aus deinem Selbst heraus in Deinem Alltag handelst. Dies beinhaltet dass Du nicht wie gewohnt auf äußere oder innere Reize mit den Strukturen der Persönlichkeit reagierst. Du re-agierst nicht sondern Du handelst aus dem Sein heraus. Du weißt nicht, wie Du agieren wirst. Es sind zwar alle gewohnten persönlichen Handlungsmuster zugänglich (um etwa heil über die Straße zu kommen). Sie sind jedoch im Hintergrund. Im Vordergrund ist das Sein und du folgst dem, was aus dem Sein emporsteigt.

Selbstverwirklichung ist von der Struktur her ähnlich der Persönlichkeitsentwicklung. Nur ist es hierbei nicht das Ich, was ein anderes Handlungsmuster vorgibt oder ausprobiert sondern das Sein selbst. Selbstverwirklichung braucht die Wahrnehmung des Bewusstseinszustandes des Seins und die Bereitschaft und das Vertrauen das, was kommt, entstehen zu lassen und auszuagieren.

Selbstverwirklichung erfolgt ebenfalls zunächst nur in kleinen Einheiten und wird mit der Zeit umfangreicher.

 

Diese Unterscheidungen sollen Dich unterstützen jeweils wahrzunehmen, was Du gerade machst und auf welcher Ebene Du Dich dabei befindest.

 

 

was brauchen wir um diese arbeit machen zu können?

 

Motivationen

Als anfängliche Motivation zur Arbeit ist bei Vielen die Gier nach Macht oder der Ehrgeiz nach Vollkommenheit vorhanden. Du willst mit den Fähigkeiten, die Du im Seminar entwickeln kannst, mehr Macht über andere ausüben oder Dich mächtiger fühlen. Du willst das, was Du nach Deiner Einschätzung noch nicht gut genug machst oder schaffst, verbessern, vervollkommnen. Diese eng mit dem Ego verbundenen Motivationen sind verständlich, doch sie werden Deine Selbstentwicklung behindern und Deine Selbstverwirklichung unterbinden.

Eine weitere wichtige Motivation ist die Verminderung von Leiden. Du erfährst wie anstrengend das Leben durch den Bewusstseinszustand der Persönlichkeit ist und wie viel Leiden dieser schafft. Dieses Leiden willst Du verringern. Je weiter Du in Deiner Selbstentwicklung vorankommst, desto mehr Persönlichkeitsmuster werden aufgeweicht bis aufgelöst. Dies vermindert die Erfahrung von Leiden. Sie hebt sie jedoch nicht gänzlich auf sondern transformiert sie. Es wird immer wieder Erfahrungen geben, die Du nicht magst. Doch ob Du daran leidest wird Dir weniger wichtig werden. Leiden ist kein Gefühl. Leiden ist eine Einstellung, ist eine Art Mitleid mit Dir selber. Beispiel: Du wirst von einer wichtigen Person nicht so gesehen, wie Du es Dir wünscht. Daran kannst Du leiden oder auch nicht.

Die hilfreichste Motivation, die Motivation mit den wenigsten Nebenwirkungen ist der Wissensdurst. Du möchtest wissen, was wirklich ist, Du möchtest wissen, was unter dem Pflaster liegt. Mir gefällt der oft hierfür verwendete Begriff der Neugier nicht. Denn die Gier nach Neuem kann auch aus dem Ego kommen und versuchen, ein Loch zu füllen. Der Wissensdurst hingegen genügt sich selbst. Ich möchte es wissen, ich möchte mich durch mein Wissen erweitern, ich spüre, da gibt es noch viel, viel mehr.

 

Die jeweiligen Motivationen sind für sich nicht schlecht, sie führen nur in unterschiedliche Richtungen. Zu Beginn wird wahrscheinlich jeder seinen eigenen Motivationsmix mitbringen. Die jeweilige Motivation sollte jedoch bewusst bleiben. (s.a. den Artikel Motivationen des Erkundungsprozesses)

 

Bewusstseinsvermögen

Alles was wir tun, Erkundungen, Meditation, Übungen, Exerzitien usw. verlaufen bewusst. Doch woran erkennst Du, dass Du bewusst bist? Wie weit reicht das Bewusstsein? Ich unterscheide hier aus didaktischer Sicht zwischen Schärfe, Weite oder Tiefe, Dauer und Robustheit. Der Zugang zu den Ebenen ist erweiterbar, die Eigenschaften können trainiert werden. (s.a. die Artikel Bewusstheit, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Übungen zur Präsenz

 

Ebenen des Bewusstseins

Woran erkennst Du, dass Du bewusst bist? Bewusstheit ist selbstbezüglich und selbstgenügsam. Du nimmst etwas wahr und nimmst wahr, dass Du etwas wahrnimmst.

Bist Du auf der Persönlichkeitsebene bewusst, dann taucht bald der Bezug zum „Ich“ auf. Du wirst Dir bewusst, dass Du bewusst ist.

Wenn Du zugleich mit dem inneren Kritiker oder dem Über-Ich verbunden bist, dann bewertest Du das, was Du wahrnimmst. Doch diese Bewertung kommt zur Wahrnehmung hinzu. Bist Du mit dem teilnehmenden Beobachter verbunden, dann ist Dir bewusst, dass Du bewusst bist ohne Bewertung.

Bist Du auf der Seinsebene bewusst, dann ist der Inhalt des Bewusstseins und die Instanz, die bewusst ist, nicht unterschieden. Du kannst wissen, dass es noch ein „Ich“ geben könnte, doch das ist unwichtig wie der „Schnee von gestern“. Die Qualität des teilnehmenden Beobachters ist jedoch auch auf dieser Ebene noch wahrnehmbar.

Und es gibt noch weitere Ebenen, z.B. die Ebene des Absoluten oder die Ebene des Nichts, die bewusst werden können. Auf diesen Ebenen ist auch kein teilnehmender Beobachter mehr auszumachen.

 

Eigenschaften des Bewusstseins

Bei der Schärfe geht es um Wissen und Unterscheidungsvermögen. Das Wissen ist hierbei die eine Seite. Wissen gliedert sich auf in Erfahrung und Benennung durch Begriffe. Du musst bestimmte Phänomene erfahren haben. Erfahrung heißt Erleben, welches auf die eigene Person bezogen ist. Begriffe geben Dir den gemeinsamen Aspekt von mehreren Erfahrungen. Die Schärfe ist eine Kombination von Erfahrung, Wissen und Wissensdurst. Wie genau kannst Du Phänomene unterscheiden. Beispiel: Wie unterscheidest Du zwischen Gefühlen und Emotionen, zwischen Gefühlen und Empfindungen? Wie genau kannst Du das, was Du wahrnimmst beschreiben. Wie nimmst Du Präsenz wahr?

Die Weite oder Tiefe kennzeichnet den Umfang dessen, was Du jeweils zugleich bewusst halten kannst. Kannst Du z.B. Deine Gedanken und Motivationen und Körperempfindungen gleichzeitig wahrnehmen? Kannst Du Raum und Persönlichkeitsreste zugleich wahrnehmen? Wie achtsam bist Du?

Die Dauer ist die Zeitdauer, die Du jeweils „am Stück“ bewusst bist.

Ob Du absichtsvoll am Inhalt des Bewussten bleiben kannst oder von jeder Assoziation oder Gefühl oder Sinneswahrnehmung abgelenkt werden kannst und dann unbewusst wirst, kennzeichne ich durch den Begriff der Robustheit. Je mehr Du trotz der vielen Anteile in Dir, die Deine Aufmerksamkeit erhaschen wollen, bei einem Thema bleiben kannst, erhöht die Robustheit deines Bewusstseins.

 

Damit die Bewusstseinskapazität für diese Unterscheidungen ausreicht, sind erforderlich und hilfreich

-          die fortlaufende Schulung der Bewusstheit zur Ausweitung des Bewusstseinsvermögens

-          die Schulung der Achtsamkeit, damit die durch die Persönlichkeit durchsickernden Erfahrungen des Seins auch bewusst werden.